Bestandsdokumentation, Archivrecherchen
Seegrenzschlachthof
Industriedenkmal, 1929
Hansestadt Lübeck, SH
Auftraggeber: Hansestadt Lübeck / privater Eigentümer
Ausführung: 2016 / 2020, in Arbeitsgemeinschaft mit Dipl.-Ing. (FH) M. Sc. Gunda Drephal, Hamburg
Leistungen (Teil 1):
- Bauhistorische Bestandsaufnahme
- Archivrecherchen und bauhistorische Auswertung historischer Akten
- Fotodokumentation
Leistungen (Teil 2, ArGe):
- Qualifizierung der bauhistorischen Befunde aus Teil 1
- Drohnenbefliegung
- Bestands- und Baualterskartierung der historischen Fassaden
- Vorschlag für denkmalpflegerischen Bindungsplan



Projektbeschreibung
Ein 1927 auf Reichsebene erlassenes Quarantänegesetz für die Behandlung von Schlachtvieh, das auf dem Seeweg eingeführt wird, erforderte besondere bauliche Anforderungen für die Hafenanlagen und Schlachtbetriebe. Innerhalb kurzer Zeit entstanden daher in Kiel, Flensburg, Wismar und Lübeck „Seegrenzschlachthöfe“, die diesen Anforderungen entsprachen. Die Wege des eingeführten Viehs vom Schiff bis zur Schlachtung mussten strikt von anderen betrieblichen oder öffentlichen Verkehrswegen getrennt werden. In Lübeck erforderte dies eine spezielle Viehtriftbrücke über vorhandene Gleisanlagen.
Die Pläne entstanden im Lübecker Hochbauamt unter Leitung des Baudirektors Pieper, der eine anspruchsvolle Industriearchitektur schuf, die nicht nur den erwähnten neuen Anforderungen entsprach, sondern auch technisch und künstlerisch auf der Höhe der Zeit war. Trotz einiger Schäden während des Zweiten Weltkrieges und einer kontinuierlichen Nutzung als Schlachthof bis in die 2000er Jahre, die vielfältige bauliche Erweiterung mit sich bracht, ist ein relevanter Teil des Ursprungsbaus von 1929a (*) erhalten geblieben. Dies war das Ergebnis einer ersten Untersuchung im Auftrag der Hansestadt Lübeck, auf deren Grundlage die Eintragung des Seegrenzschlachthofes als Sachgesamtheit nach dem Schleswig-Holsteinischen Denkmalschutzgesetz in die Denkmalliste der Hansestadt Lübeck erfolgte.
Im Rahmen der Planungen für eine Entwicklung des Areals durch einen neuen privaten Eigentümer wurden die Erkenntnisse aus dem ersten Teil im Jahr 2020 fortgeschrieben und präzisiert, insbesondere im Hinblick auf den konkreten Erhaltungsumfang der denkmalrelevanten historischen Bausubstanz. Für die Untersuchung der nicht zugänglichen Teile der teils einsturzgefährdeten Anlage wurde eine Drohnenbefliegung durchgeführt. Dieser zweite Teil der Untersuchung wurde in Arbeitsgemeinschaft mit der Bauhistorikerin und Restauratorin Gunda Drephal aus Hamburg sowie unter Beteiligung weiterer Spezialisten ausgeführt.
(*) Bauhistoriker*innen geben nach Möglichkeit die methodische Herkunft einer Datierung mit einem Kleinbuchstaben hinter der Jahreszahl an. Dabei steht „d“ für eine dendrochronologische, „a“ für eine archivalische, „i“ für eine inschriftliche und „g“ für eine gefügekundliche, also bautechnikgeschichtliche Datierung bzw. Einordnung. Die Schreibweise variiert zum Teil, manche Berufskolleg*innen setzen den jeweiligen Kleinbuchstaben in Klammern oder zwischen zwei Bindestriche.
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