Aufmaß, Bauforschung

Dorfkirche Groß Grenz

Dachwerk und Gewölbe, vor 1380-1963

Landkreis Rostock, MV

Auftraggeber: Kirchengemeinde
Ausführung: 01/2021 – 11/2022
Leistungen:

  • Verformungsgetreues digitales Aufmaß, Genauigkeitsstufe III
    (Grundrisse EG und DG, Längsschnitt, vier Querschnitte)
  • Bauhistorische Untersuchung, insbes. Dachwerk und Gewölbe
  • Baualterskartierung
  • Dendrochronologische Datierung Dachwerk
    

Projektbeschreibung

Die Kirche Groß Grenz ist ein vierjochiger Backstein-Saalbau mit 3/8-Chorabschluss. Der zugehörige Turm musste 1961 nach einem teilweisen Einsturz abgebrochen werden.

Anlass für die bauhistorische Untersuchung war eine notwendige Dach- und Gewölbesanierung, die unter anderem wegen Rissen in den Gewölberippen und -kappen notwendig wurde. Zur genauen Analyse des Ausmaßes und der Ursachen der Verformungen sowie als Grundlage für die bauhistorische Befundaufnahme und -kartierung war ein verformungsgetreues Aufmaß erforderlich.

Die Kirche hat bereits eine erstaunliche Einsturz- und Reparaturgeschichte hinter sich. Der Turm, wahrscheinlich im 15. Jahrhundert errichtet und kurz vor 1700 aufgestockt, erlebte 1802a und 1961 teilweise Einstürze und war schließlich nicht mehr zu retten. Sein Abbruch zwischen 1961 und 1963 wurde vom damaligen Pfarrer in einem Tagebuch, heute im Pfarrarchiv, in Wort und Bild dokumentiert. Außerdem stürzte 1947a (*) die östliche Hälfte des Dachwerks ein, wobei die Gewölbe glücklicherweise kaum in Mitleidenschaft gezogen wurden. Der westliche Teil des Dachwerkes ist im mittelalterlichen Bestand mit jüngeren Reparaturen erhalten. Er wurde bereits 2002 von T. Schöfbeck im Rahmen seines Dissertationsprojektes auf 1380d datiert. Anhand von Bauspuren konnte nun nachgewiesen werden, dass der Chorbau älter ist und das Schiff möglicherweise zunächst breiter geplant war. Wegen des fehlenden Bestands an Holzbauteilen aus dieser Bauphase konnte sie nicht genauer datiert werden.

Teile der Außenwände des Kirchenschiffes haben sich durch den Schub der Gewölberippen und der Sparren, der durch die schadhafte Dachkonstruktion nur unzureichend aufgefangen wird, um bis zu 15cm aus dem Lot nach außen geneigt, während andere Bereiche kerzengerade stehen. Die Gurtbögen wurden 1883d an neu errichteten Sprengwerken im Dachwerk aufgehängt, von denen eines ebenfalls dem Dacheinsturz 1947 zum Opfer fiel und 1948d/a erneuert wurde. Dabei wurden die Scheitel der ursprünglich wohl runden Gurtbögen mit einem leichten Stich erneuert oder repariert, sodass heute der Eindruck von Spitzbögen entsteht.

Nach dem Abbau des Turms wurde ein freistehender Glockenstuhl, teilweise aus geborgenem Altholz aus dem Turm, westlich der Kirche errichtet. Die hier wiederverwendeten Hölzer wurden 1697d gefällt. Damit ist wohl eine Umbau- und Aufstockungsphase des Turms datiert, die sich jedoch nur anhand von Schwarzweißfotos vom Abbruch des Turms nachvollziehen und nicht zweifelsfrei belegen lässt.

(*) Bauhistoriker*innen geben nach Möglichkeit die methodische Herkunft einer Datierung mit einem Kleinbuchstaben hinter der Jahreszahl an. Dabei steht „d“ für eine dendrochronologische, „a“ für eine archivalische, „i“ für eine inschriftliche und „g“ für eine gefügekundliche, also bautechnikgeschichtliche Datierung bzw. Einordnung. Die Schreibweise variiert zum Teil, manche Berufskolleg*innen setzen den jeweiligen Kleinbuchstaben in Klammern oder zwischen zwei Bindestriche.

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