Aufmaß, Bauforschung
Dorfkirche Varchentin
Sakralgebäude, Turm 1592, Dachwerk 1664-1733
Landkreis Mecklenburgische Seenplatte, MV
Auftraggeber: Kirchengemeinde
Ausführung: 2017
Leistungen:
- Verformungsgerechtes Aufmaß (Dachwerk Hauptschiff)
- Gefügekundliche Untersuchung (Dachwerk Hauptschiff und Turm)
- Dendrochronologische Datierung (Dachwerk Hauptschiff und Turm)
- Baualterskartierung (Dachwerk Hauptschiff)
- Fotodokumentation





Projektbeschreibung
Die Dorfkirche Varchentin wurde in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts als turmloser Backsteinbau errichtet. Das mittelalterliche Dachwerk über dem Hauptschiff ist nicht erhalten. Stattdessen wird das Dach durch eine ungewöhnliche frühneuzeitliche Konstruktion gebildet. Im Vorfeld einer geplanten Sanierung sollte diese bauhistorisch dokumentiert und eingeordnet werden. Als Grundlage für die Untersuchung wurde ein digitales verformungsgerechtes Aufmaß in der Genauigkeitsstufe III angefertigt und in Form eines Grundrisses, eines Längsschnittes und mehrerer Querschnitte dargestellt. Das Hauptschiffsdachwerk besteht aus zwei nicht miteinander verbundenen Teilkonstruktionen, die im Abstand von 30 Jahren 1665d und 1695d (*) errichtet wurden. Dabei wurden noch brauchbare Hölzer des mittelalterlichen Vorgängerdachwerks wiederverwendet. Vermutlich konnte die durch mittelbaren oder unmittelbaren Einfluss des Dreißigjährigen Krieges schwer beschädigte Kirche zunächst nur teilweise repariert werden und war eine zeitlang mit einem provisorischen Giebel unterteilt, bis die restliche Sanierung bewerkstelligt werden konnte. 1733d erfolgte eine Reparatur durch den Einbau eines zusätzlichen Hängewerks.
Für die Untersuchung des Turms lag ein Aufmaß eines Fremdbüros vor. Entgegen bisher in der Literatur genannten Datierungen in das 19. Jahrhundert konnte die Errichtung des Turms auf um/nach 1592d datiert werden, wobei auch ältere Kiefernhölzer von 1534d Verwendung fanden. Kurios ist der Mittelständer aus Eichenholz mit zahlreichen leeren Holzverbindungsspuren in Form von Zapfenlöchern und Blattsassen. Oft findet man solche Befunde an wiederverwendeten älteren Bauteilen. Dies ist hier aber nicht der Fall. Die Anordnung der leeren Zapfenlöcher und Blattsassen ist exakt spiegelbildlich zu den tatsächlich benutzten Verbindungen auf der Rückseite. Offenbar ist dem Zimmermann beim Abbund kurz vor Fertigstellung ein Fehler passiert, sodass er das riesige Holz umdrehen und alle Verbindungen noch einmal herstellen musste.
(*) Bauhistoriker*innen geben nach Möglichkeit die methodische Herkunft einer Datierung mit einem Kleinbuchstaben hinter der Jahreszahl an. Dabei steht „d“ für eine dendrochronologische, „a“ für eine archivalische, „i“ für eine inschriftliche und „g“ für eine gefügekundliche, also bautechnikgeschichtliche Datierung bzw. Einordnung. Die Schreibweise variiert zum Teil, manche Berufskolleg*innen setzen den jeweiligen Kleinbuchstaben in Klammern oder zwischen zwei Bindestriche.
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